Das nach Hofnarr Joseph Fröhlich benannte Narrenhäusel ist tief im Bewusstsein der Dresdner Bürgerschaft verankert.
Nach den Bombenangriffen im Februar 1945 stand es ausgebrannt aber in seinen Grundmauern vollständig erhalten da. Angesichts der Überlegung die Ruine des Narrenhäusels abzureißen, warnte der damalige Leiter des städtischen Denkmalpflegeamtes Richard Konwiarz, dass der Neustädter Seite etwas Wesentliches fehlen würde. „Stadtgeschichtliche und baugeschichtliche Erwägungen dürften für eine Erhaltung des Narrenhäusels sprechen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass es Fälle in der städtebaulichen Praxis gegeben hat, wo man rasch beseitigte Brückenkopfbauten nach einiger Zeit wieder errichtet hat, weil man ihre belebende Wirkung im Stadtbild empfand.“ [1] Das Narrenhäusel wurde 1950 abgerissen.
Bereits 2012 wurde durch das Stadtplanungsamt und die GHND mit über 60 Studenten der Technischen Universität Dortmund und des Institutes für Stadtbaukunst unter Leitung von Prof. Christoph Mäckler Untersuchungen zum Neustädter Markt durchgeführt. Die Studenten kamen in ihren Masterarbeiten überwiegend zu dem Schluss, es sei wichtig, eine städtebauliche Abstufung an der Stelle des ehemaligen Narrenhäusel in der Blickachse der Altstadt zu haben und bekräftigten damit indirekt die Aussage des ehemaligen Leiters der Dresdner Denkmalpflege Richard Konwiarz vor fast 70 Jahren.
Am 28. Oktober 2015 reichte die SPD-Fraktion den Antrag zum Wiederaufbau des Narrenhäusels ein. Es soll sichergestellt werden, dass der Käufer der Grundstücke das Narrenhäusel in seiner äußeren Gestalt wie vor der Zerstörung wiederaufbaut. Nach 60 Jahren, soll das Eigentum an den Grundstücken per Rückauflassungsvormerkung automatisch kostenfrei zurück an die Landeshauptstadt Dresden fallen. Am 17. März 2016 stimmte der Stadtrat dem Antrag zu.
Zu diesem Zweck lud die SPD-Fraktion am 2. Mai 2016 zu einer Informationsveranstaltung zum Wiederaufbau des Narrenhäusels ein. Hauptredner war der Experte für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Dr. Matthias Lerm, der über ein umfangreiches Wissen zur historischen Bau-substanz Dresdens und deren Wiederaufbaumaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg verfügt. Der Jenaer Stadt-architekt Lerm ist Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen im Bereich Architektur, Städtebau und Stadtplanung sowie Autor des Buches „Abschied vom alten Dresden – Verluste historischer Bausubstanz nach 1945″. Gemeinsam mit Hendrik Stalmann-Fischer, SPD-Stadtrat und Sprecher für Stadtentwicklung, zeigten sie die Bedeutung des Narrenhäusels für Dresden auf.
Dazu Stalmann-Fischer:
„Dresdens Wachstum wird das Stadtbild nachhaltig verändern. Mit kleinen Details wie dem Narrenhäusel wollen wir darauf achten, dass die Stadt trotzdem ihren Charakter nicht verliert. Deswegen freue ich mich mit einem ausgewiesenen Kenner der Dresdner Stadtentwicklung unterhalten zu dürfen. Wir wollen nicht nur die Bedeutung des kommenden Wiederaufbaus des Narrenhäusels für Dresden besprechen, sondern auch einen Blick darüber hinaus wagen.“
„70 Jahre nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist es an der Zeit für einen Neuaufbau des Königsufers“, darin waren sich die beiden Referenten bei der Bürgerversammlung zum Wiederaufbau des Narrenhäusels einig.
Thematisch abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Anwesenheit des Hofnarren Fröhlich, dargestellt durch Andreas Höffken.
Das Grundstück zur Neuerrichtung des Narrenhäusels ist seit Juli 2017 ausgeschrieben. Das Mindestkaufgebot für die Fläche von ca. 460 m² liegt bei 700.000 € und ist 60 Jahren nach Vertragsabschluss an die Landeshauptstadt Dresden zurück zu übertragen.
[1] Matthias Lerm, Abschied vom Alten Dresden, S. 77, Hinstorff Verlag, 2001