Blick auf ein Gebäude mit Bibliothek im Erdgeschoss, die durch ein hellblaues Schild mit weißer Schrift angezeigt wird.

Stadtteilbibliotheken müssen geöffnet bleiben

ANTRAG – Interfraktionell:
Fraktion DIE LINKE, Bündnis 90/DIE GRÜNEN, SPD-Fraktion

Aktueller Stand im Ratsinfosystem

Beschlussvorschlag:

  1. Der Stadtrat spricht sich gegen eine pauschale Schließung der Stadtteilbibliotheken aus.
  2. Der Oberbürgermeister wird gebeten zu prüfen, ob Personal tatsächlich in dieser Größenordnung von den Bibliotheken abgezogen werden muss und welche Möglichkeiten bestehen, Komplettschließungen zu vermeiden, Öffnungszeiten zumindest eingeschränkt zu ermöglichen und die Belastungen gleichmäßig zu verteilen.
  3. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung, Ordnung und Sicherheit umgehend zu berichten, wie innerhalb der Verwaltung mit den wachsenden Belastungen auf Grund steigender Corona Infektionszahlen, der Umsetzung der Impfpflicht, der Betreuung und Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine und der Vorbereitung der Oberbürgermeisterwahl umgegangen werden soll.
Beratungsfolge Plandatum    
Stadtrat 24.03.2022 öffentlich beschließend

Begründung:

Für die Bewältigung der aktuellen Welle der Corona-Pandemie hat der Oberbürgermeister angeordnet, rund 100 Beschäftigte der Stadtteilbibliotheken ins Gesundheitsamt abzuordnen. Dies hat zur Folge, dass fünf Stadtteilbibliotheken mit sofortiger Wirkung ihren Betrieb einstellen müssen, weitere werden zum Monatsende folgen. Diese Schließungen betreffen vor allem Kinder und Jugendliche, die in den vergangenen Jahren durch die Corona-Pandemie bereits erhebliche Einschränkungen hinnehmen mussten – sei es durch Kita- und Schulschließungen, Distanzunterricht, Quarantänezeiten, den Wegfall von Freizeitaktivitäten oder die temporäre Schließung von Begegnungsräumen.

Bibliotheken sind Lernorte. Insbesondere die Jüngsten unserer Kinder vom Kindergarten bis zum Grundschulalter und Kinder aus sozial benachteiligten Familien nutzen die Angebote der Stadtteilbibliotheken. Darüber hinaus konnten schon vor der Pandemie etwa 21 Prozent der 15-jährigen in deutschen Schulen nicht sinnentnehmend lesen[1]. Analysen nach dem ersten Lockdown haben ergeben, dass die Lerneinbußen dabei insbesondere bei Kindern im Grundschulalter größer sind als bei älteren Kindern. Die Schließung der Stadtteilbibliotheken zeugt daher von einer falschen Prioritätensetzung und ist sozial benachteiligend. Besonders Familien mit kleinen Einkommen sind auf diese Angebote angewiesen. Maßnahmen zur Bewältigung der Corona Pandemie dürfen nicht erneut die Kleinsten und Schwächsten der Gesellschaft treffen.

Christiane Filius-Jehne
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
André Schollbach
Fraktion DIE LINKE.
Dana Frohwieser
SPD-Fraktion
Agnes Scharnetzky

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

[1] Vgl. Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 8. ad-hoc-Stellungnahme, 21.06.2021: https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2021_Corona_Kinder_und_Jugendliche.pdf

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