Viele Menschen in der Dresdner Neustadt wundern sich aktuell, was für ein Bauprojekt an der Ecke Pulsnitzer Straße / Ecke Bautzner Straße in den Startlöchern steht. Auf dem früheren Parkplatz gegenüber dem Café Neustadt wurde mittlerweile eine große Baugrube ausgehoben und der Gehweg ist gesperrt. Hinweise, was hier konkret entstehen soll, gibt es aber bisher nicht. Zu dem Bauvorhaben finden sich auch online keine konkreten Planungen oder Visualisierungen.
Die Vorbereitungsarbeiten waren Anlass für die SPD-Fraktion, genauer nachzufragen. In der Gestaltungskommission am 11. April verwies die Stadtverwaltung auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Stefan Engel auf im Jahr 2017 – also vor acht Jahren – vorgestellte Planungen die nun umgesetzt würden. Weiterhin wurde eine schriftliche Zuarbeit zugesichert, die den Bauausschuss einen Monat später am 8. Mai auch erreichte. Laut den vorliegenden Dokumenten ist auf dem Grundstück ein massiver sechs- bis siebengeschossiger Bau in weißer Optik geplant, der unmittelbar an die bestehenden drei- bis viergeschossige Bebauung Richtung Martin-Luther-Platz anschließen soll. Die Baugenehmigung für das Projekt wurde insgesamt fünfmal verlängert und Vorhabenträger und Stadt führten zwischenzeitlich einen Gerichtsprozess. Federführend für das Projekt soll pohl+pohl architekten sein, die auch schon Neubauten in weißer Optik an der Lennéstraße und in der Nähe des Waldschlößchens realisiert haben.
Dazu erklärt Julia Hartl, SPD-Stadträtin für die Neustadt:
Transparenz und Bürgerbeteiligung sehen anders aus. Wenn ein Bauprojekt dieser Größe entsteht, braucht es auch eine angemessene Kommunikation. Diese Geheimniskrämerei ist ein Armutszeugnis. Stadtverwaltung und Vorhabenträger sollten auch bei Projekten ohne förmliches Bebauungsplan-Verfahren zumindest ein Mindestmaß an Information sicherstellen. Anwohner:innen und Stadtbezirksbeirat gewinnen den Eindruck, dass hier im Geheimen wieder mal eine Ecke der Neustadt zugebaut wird.
Stefan Engel, Sprecher für Stadtentwicklung und Bau der SPD-Fraktion ergänzt:
Der Entwurf für das Bauprojekt wirft erhebliche städtebauliche Fragen auf. Diese Planung fügt sich nicht sinnvoll in die Neustadt ein. Das Grundstück wird maximal verwertet, auf die Nachbarbebauung wird keine Rücksicht genommen. Ich habe auch große Zweifel, ob die Gestaltung der Fassaden eine angemessene Qualität haben wird. Wir befürchten einen austauschbaren Neubau, der genauso auch in Stuttgart oder Rotterdam stehen könnte. Der Stadtrat hat die Gestaltungsleitlinien beschlossen, damit Dresden auch als Dresden erkennbar ist. Bauliche Lückenschlüsse sind sinnvoll, aber sie brauchen auch eine angemessene Qualität und Dichte.
Kontakt:
Julia Hartl
Sprecherin für Soziales, Gleichstellung, Bürger:innenbeteiligung und Petition
Stadträtin für die Dresdner Neustadt
julia.hartl@spd-fraktion-dresden.de
Stefan Engel
Sprecher für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Allgemeine Verwaltung
Stadtrat für Pieschen
stefan.engel@spd-fraktion-dresden.de