ANTRAG – Interfraktionell:
Das Fraktionsbündnis aus DIE LINKE, Bündnis 90/DIE GRÜNEN und der SPD-Fraktion setzt sich gemeinsam für einen Erhalt der baulichen Zeitzeugen in Form des industriellen Wohnungsbaus ein.
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Beschlussvorschlag:
Exemplarische Zeugnisse des industriellen Wohnungsbaus schützen
Der Stadtrat beschließt:
Der Stadtrat bekennt sich zum originalgetreuen Erhalt einzelner, kunst- und baugeschichtlich bedeutsamer exemplarischer Erzeugnisse des industriellen Wohnungsbaus und beauftragt aus diesem Grund den Oberbürgermeister
1. Das Denkmalschutzkonzept für Gorbitz (siehe Anlage) hinsichtlich der Umsetzbarkeit zu prüfen.
2. Sich bei der oberen Denkmalschutzbehörde für das unter Schutz stellen exemplarischer Bauwerke in Dresden-Gorbitz einzusetzen.
3. Zu prüfen inwieweit sich die „Ostmoderne“ in Gorbitz gezielt touristisch Vermarkten lässt.
4. Zu prüfen, wie ein Diskussionsprozess in der Dresdner Bürgerschaft zum Umgang mit der industriellen Nachkriegsbebauung durchgeführt werden kann, dessen Zielstellung die Erarbeitung einer Grundlage für ein stadtweites Erhaltungskonzept ist.
5. Dem Stadtrat bis zum 31.08.2017 zu berichten
Beratungsfolge:
| Ältestenrat | nicht öffentlich | beratend |
| Dienstberatung des Oberbürgermeisters | nicht öffentlich | beratend |
| Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr | nicht öffentlich | 1. Lesung |
| Ortsbeirat Cotta | öffentlich | beratend |
| Ausschuss für Kultur und Tourismus | nicht öffentlich | beratend |
| Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr | nicht öffentlich | beratend (federführend) |
| Stadtrat | öffentlich | beschließend |
Begründung:
Am 31.08.1981 begann die Stadt ein Bauvorhaben für 40.000 Menschen in Hanglage unter dem Motto „Gorbitz – Wohnen in der Landschaft“ zu realisieren. Die Architektur spiegelt dabei die damalige Zeit- und Gesellschaftsordnung wieder und ist ein Zeitzeugnis realsozialistischer Stadtplanung. Gorbitz ist eins der letzten Plattenbaugebiete des Wohnungsbauprogramms der DDR und durch seine vom Dresdner Landschaftsarchitekten gestaltete Freiflächen (z. B. Höhenpromenade) und durch verschiedene Künstlern der 1980er Jahre aufgewertete Gestaltung ein Teil der Stadtgeschichte Dresdens. Damals hatte jedes Wohnungsbaukombinat sein eigenes regionaltypisches
Produktsortiment. Entsprechend stehen in verschiedenen Städten Ostdeutschlands bereits Plattenbauten unter Denkmalschutz. So ist der Dresdner WBS 70, mit seinem hervorstehenden Treppenhaus einzigartig und untypisch für die 1. WBS 70-Generation, ein Ergebnis besonderer Umstände der damaligen Zeit in Dresden.
In den Jahren seit der Wende wurden die Freiflächen mit ihren Elementen stark umgestaltet und die Gebäude im Rahmen von Sanierungen bis zur Unkenntlichkeit ihrer Herkunft überformt oder abgerissen. In nächster Zeit ist mit der Sanierung weiterer Bauwerke zu rechnen, sodass ohne schützendes Handeln auch die letzten ihrer Art ihr Erscheinungsbild unwiderruflich verändern.
Aus diesem Grund erscheint es zweckmäßig exemplarisch einzelne Kunst- und Bauwerke als Zeitzeugen der damaligen Ideologie und der Dresdner Baugeschichte möglichst originalgetreu zu erhalten. Hierzu hat der Buchautor und Gorbitz-Experte Mathias Körner einen Vorschlag für ein Denkmalschutzkonzept entwickelt. Zur Ermöglichung von Umgestaltungen und Anpassungen an eine zeitgemäße Erscheinung und den heutigen Anforderungen an Wohn- und Lebensumfeld sollen ausdrücklich nicht flächendeckend Plattenbauten unter Schutz gestellt werden. Stattdessen wird der exemplarische Schutz einzelner Erzeugnisse bevorzugt.